Praxis für Psychoanalyse, Psychotherapie & Gruppentherapie

Dipl.-Psych. Dr. phil. Walter Reinhard



Psychotherapie



Normalerweise übernimmt die Krankenkasse die Kosten für das erste Gespräch und bis zu vier weitere Gesprächstermine je 50 Minuten (bei der analytischen Psychotherapie bis zur achten Sitzung). Damit soll Ihnen ausdrücklich Gelegenheit gegeben werden, den richtigen Therapeuten zu finden. Diese Sitzungen werden deshalb auch „probatorische Sitzungen“ (Probesitzungen) genannt. Ab der sechsten Sitzung (bzw. bei der analytischen Psychotherapie ab der neunten Sitzung) ist die Psychotherapie eine antragspflichtige Leistung. Wenn in dieser Phase eine vertrauensvolle Beziehung sich nicht entwickelt, dann steht ihnen die oben genannte Anzahl von probatorischen Sitzungen auch bei weiteren Behandlern zur Verfügung. Die Dauer einer Psychotherapie kann sehr unterschiedlich sein. Manche Patienten benötigen nur wenige Behandlungsstunden, andere sind über mehrere Jahre mehrmals wöchentlich in Behandlung. Das richtet sich nach der Schwere der psychischen Störung und der Therapierichtung.
Im Verlauf des ersten Gesprächs hat der Psychotherapeut einige Fragen an Sie. Er möchte sich ein Bild von Ihnen machen?


Unter welchen Symptomen leiden Sie?
Wann haben die Beschwerden angefangen?
Zu welchen Problemen führen die Beschwerden in Ihrem Lebensalltag?
Wie reagieren Familienmitglieder oder Freunde?
Was haben Sie bisher unternommen, um mit Ihren Gefühlen und Problemen besser klar zu kommen?
Was erhoffen Sie sich von einer Psychotherapie?


Der Behandler klärt insbesondere, ob er eine Psychotherapie für notwendig hält und, wenn ja, welche. Er überzeugt sich beispielsweise davon, dass Sie tatsächlich eine Therapie wollen. Das hört sich vielleicht etwas merkwürdig an, schließlich sitzen Sie doch gerade in der Praxis eines Psychotherapeuten, weil sie seine professionelle Hilfe möchten. Doch der Therapeut muss anfangs prüfen, ob sie wirklich bereit sind, an sich zu arbeiten. Eine Psychotherapie ist nämlich nicht immer angenehm. Eine solche Behandlung kann auch Phasen haben, die sehr anstrengend sind. Für jeden Menschen ist es weit schwieriger, als er gewöhnlich glaubt, etwas an seinen Gefühlen und Verhalten zu ändern. Eine Psychotherapie hat aber genau das zum Ziel. Ein Patient sollte sich deshalb beispielsweise nicht zu einer Therapie entschließen, nur weil andere ihm dazu geraten haben.
Für eine erfolgreiche Psychotherapie ist es vielmehr notwendig, dass der Patient selbst davon überzeugt ist, dass diese Behandlung notwendig ist. Wenn ein Patient eine Therapie nicht aus sich herauswill, dann kann ihm auch ein noch so guter Therapeut nur schwer helfen. Prüfen Sie deshalb nach dem ersten Gespräch noch einmal: Wollen Sie eine Psychotherapie beginnen? Ist der Therapeut, den Sie kennen gelernt haben, für Sie der richtige?
Wenn Sie sich noch unschlüssig sind, bitten Sie um etwas Zeit, um noch einmal in Ruhe darüber nachzudenken zu können. Sie können sich auch erst nach ein paar Tagen entscheiden. Oder warten Sie eine weitere Sitzung ab. Oder nutzen Sie die Möglichkeit, noch andere Psychotherapeuten aufzusuchen. Manchmal drängen die eigenen dramatischen Gefühle, möglichst schnell jede Hilfe in Anspruch zu nehmen. Das ist sehr verständlich. Je sorgfältiger sie aber in dieser Phase vorgehen, desto größer ist die Chance, dass die Behandlung erfolgreich ist.

Haben sich Patient und Psychotherapeut kennen gelernt und haben sich beide, spätestens nach Ablauf der Probesitzungen, für eine psychotherapeutische Behandlung entschieden, geht es los. Dafür sollte dann auch der Bescheid der Krankenkasse vorliegen. Eine psychotherapeutische Behandlung lässt sich in verschiedene Phasen einteilen, die je nach Therapieverfahren unterschiedlich lang dauern und spezifisch ausgestaltet werden.


In der ersten Arbeitsphase versucht der Psychotherapeut in der Regel dafür zu sorgen, dass Sie die Gespräche als angenehm und entlastend empfinden. Es geht darum, dass Sie ihre Erkrankung besser verstehen, eine genauere Vorstellung davon bekommen, was in der Behandlung passieren wird und dass Sie eine vertrauensvolle Beziehung zu Ihrem Therapeuten entwickeln. Sie verständigen sich mit dem Psychotherapeuten auf die Ziele, die sie beide durch die Psychotherapie erreichen wollen. Darüber hinaus sorgt der Psychotherapeut anfangs dafür, dass sie sich emotional entlastet fühlen und sie die akut-drängenden Probleme und Beschwerden besser bewältigen können. Sie werden dabei vielleicht feststellen, dass es Ihnen nicht leichtfällt, über Ihre Gefühle, Ängste oder Depressionen frei zu sprechen. Gleichzeitig werden Sie bemerken, dass Sie selbst die Entscheidung, eine Therapie zu machen, immer noch einmal überprüfen. Sie spüren, dass es ernst wird und Sie Ihre Beschwerden und Probleme nur loswerden, wenn Sie vor allem an sich selber arbeiten. Eine Grippe mag von alleine vorüber gehen, ein Beinbruch kann geschient werden. Doch es ist viel schwieriger, keine Angst mehr zu haben oder sich nicht dauernd mit niederdrückenden Gedanken zu beschäftigen oder keinen Alkohol mehr zu trinken. Psychische Störungen lassen sich nicht einfach so abschütteln, sondern haben häufig eine Eigendynamik, die sie aufrechterhält oder gar verschlimmert. Wenn sie von einem psychischen Leiden genesen wollen, sind Sie persönlich gefordert und müssen mitunter ungewohnte Wege gehen. In der mittleren Phase der Psychotherapie, welche den größten Teil der Behandlung ausmacht, geht es darum, sich mit ihren konkreten Problemen auseinander zu setzen und neue Wege zu finden, sie zu bewältigen. Sie probieren ungewohnte Verhaltensweisen aus und machen neue Erfahrungen. Sie verstehen ihre Probleme besser und lernen ihre „typischen Muster“ zu erkennen. Vielleicht trauern sie auch um erlittene Verluste und Veränderungen oder es gelingt Ihnen, unterdrückte Gefühle zuzulassen, ihnen Ausdruck zu verleihen und eine Richtung zu geben. Die Schwerpunkte und Inhalte der Psychotherapie werden individuell sehr verschieden sein, je nachdem, was Sie erlebt haben, welche Lösungsstrategien Sie bisher entwickelt haben, welche Fähigkeiten Sie mitbringen und welche Herangehensweise Ihnen entspricht. Darüber favorisieren die verschiedenen Psychotherapieverfahren unterschiedliche Herangehensweisen. Schauen Sie auch da am besten im Vorfeld, was Ihnen entspricht und was Ihnen für Ihre Probleme Erfolg versprechend erscheint.

In der letzten Phase der Therapie geht es darum, Sie auf die weitere Zukunft vorzubereiten. Die Fragen, die sich jetzt stellen, sind beispielsweise:
Welches sind Ihre Ziele für Ihre weitere Entwicklung?
Was werden Sie tun, um das Erreichte zu bewahren und sich Ihren längerfristigen Zielen weiter anzunähern?
Was können Sie tun, wenn Ihre Beschwerden wieder auftreten oder sich verschärfen?
Der Abschluss einer Therapie bedeutet aber auch immer einen Abschied. Sie werden sich dabei vielleicht an frühere Abschiede in Ihrem Leben erinnern. Es kann sinnvoll sein, diesem Thema in den letzten Therapiestunden seinen Raum zu geben und sich mit den damit verbundenen Gefühlen und früheren Erlebnissen auseinander zu setzen.


Welche Therapieformen gibt es?
Auch wenn es viele verschiedene Therapieformen gibt, stehen bei der Suche nach einem Psycho­therapie­platz besonders 4 Verfahren im Vordergrund. Denn ihre Kosten werden in der Regel von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen: Psychoanalyse, Tiefen­psychologisch fundierte Psycho­therapie, Kognitive Verhaltens­therapie und Systemische Therapie. Diese Therapiearten unterscheiden sich in ihrem Verständnis darüber, wie psychische Erkrankungen entstehen und in ihrem Behandlungs­fokus. Auch wenden sie verschiedene Behandlungs­techniken an und unterscheiden sich in Frequenz sowie maximaler Dauer der Therapie.
Neben den Therapieformen, die von den Krankenkassen bezahlt werden, gibt es noch viele weitere Verfahren. Bei manchen davon (wie z. B. der Paar­therapie) müssen die Kosten selbst getragen werden. Andere (wie z.B. eine Familien- oder Lerntherapie) werden zwar nicht von den Kranken­kassen, manchmal jedoch von anderen Trägern wie dem Jugendamt finanziert. Bei Interesse lohnt es sich also, dort nachzufragen.


Psychoanalyse
Auf der Couch liegen, während die Psychoanalytikerin hinter einem sitzt. Dieses klassische Bild, das der Begriff „Psychotherapie“ auslösen kann, entstammt dieser Therapieform. Die Psychoanalyse ist die älteste der Therapie­schulen und geht auf einen Mann zurück, dessen Namen du wahrscheinlich schon einmal gehört hast: Sigmund Freud.
Die Psychoanalyse geht davon aus, dass psychische Beschwerden deshalb entstehen, weil Gefühle und Konflikte aus der Vergangenheit verdrängt wurden und so eine gesunde Entwicklung blockieren. Das Ziel dieser Therapieart ist es, diese zunächst immer unbewussten inneren Konflikte aufzudecken und damit auflösen zu können.
Auch wenn es für jede Therapieform eine maximale Anzahl von Sitzungen gibt, deren Kosten die Krankenkasse übernimmt, bedeutet das natürlich nicht, dass jede Therapie so lange dauern muss.


Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie
Diese Therapieform ist eine Weiter­entwicklung der Psychoanalyse und ähnelt ihr daher in einigen Punkten. Auch in der Tiefen­psychologisch fundierten Psycho­therapie wird davon ausgegangen, dass unbewusste Konflikte die zentrale Rolle in der Entstehung psychischer Erkrankungen spielen. Der Fokus liegt deshalb ebenfalls viel auf der Vergangenheit, in der die Ursachen deiner Beschwerden vermutet werden.
Im Gegensatz zur Psychoanalyse konzentriert sich die Tiefen­psycho­logisch fundierte Psycho­therapie jedoch mehr auf einen zentralen Konflikt und formuliert konkrete Ziele, die du erreichen möchtest. Auch der Therapierahmen unterscheidet sich und die Sitzungen finden in der Regel im Sitzen statt. Außerdem nimmt dein Therapeut oder deine Therapeutin eine aktivere Rolle ein als in der Psycho­analyse. Diese Therapieart ist im Vergleich auch zeitlich begrenzter, das heißt, sie findet in der Regel einmal pro Woche und maximal über 100 Sitzungen statt.


Kognitive Verhaltenstherapie
Die Kognitive Verhaltens­therapie – oft auch nur Verhaltens­therapie genannt – geht davon aus, dass psychische Erkrankungen das Ergebnis von ungünstigen Lern­erfahrungen, also erlernten Verhaltens- und Gedankenmustern sind. Diese können jedoch auch wieder verlernt oder verändert werden. Genau das macht sich diese Therapieform zunutze. Die Verhaltenstherapie ist eher gegenwartsorientiert. Das bedeutet nicht, dass du nicht auch über die Vergangenheit sprichst und überlegst, was zur Entwicklung deiner psychischen Beschwerden beigetragen haben könnte. Der Schwerpunkt liegt jedoch darauf, wie du dein Erleben, deine Verhaltens- und Gedankenmuster im Hier und Jetzt verändern kannst. Eine Verhaltenstherapie findet meist wöchentlich statt und kann bis zu 80 Sitzungen umfassen. Dabei sitzt du in der Regel deiner Therapeutin gegenüber, die oft eine viel aktivere Rolle einnimmt, indem sie Fragen stellt und dich unterstützt, Lösungen zu finden oder neue Wege zu gehen.


Systemische Therapie
„Alles hängt zusammen“ –  so könnte das Motto der Systemischen Therapie lauten. Denn im Fokus dieser Therapieform steht nicht die Einzelperson, sondern das gesamte „System“. Damit ist der soziale Kontext, also zum Beispiel deine Familie oder andere wichtige Bezugspersonen, gemeint.
Eine psychische Erkrankung einer einzelnen Person wird in der Systemischen Therapie als Symptom für eine Störung der Interaktion im System (z.B. der Familie) gesehen. Die Person, die psychische Beschwerden entwickelt, ist sozusagen der „Symptomträger des Systems“.
Eine Methode dieser Therapieform kann beispielsweise sein, eine systemische Aufstellung zu machen. Das kann bedeuten, mithilfe von Figuren, Gegenständen oder Personen, Teile deines sozialen Umfelds im Raum darzustellen und dadurch Einblicke in eure Strukturen und Interaktionen zu erlangen.
Die Therapie findet meist mit dir alleine einmal pro Woche statt und kann bis zu 48 Sitzungen betragen. Es kann auch vorkommen, dass wichtige Bezugs­personen für einzelne Sitzungen hinzugebeten werden.


Welche ist die beste Therapieform für mich?
Welche der Therapieformen am besten geeignet ist, ist sehr individuell und oft gibt es hier auch kein richtig oder falsch. Vielmehr basiert es meist auf den eigenen Vorlieben, welches Verfahren zu dir passen könnte. Um eine Entscheidung treffen zu können, kann es aber helfen, dir folgende Fragen zu stellen:
Will ich „tiefer“ gehen, möglichen Ursachen auf den Grund gehen und eher vergangenheitsorientiert arbeiten?
Oder möchte ich den Fokus auf die Gegenwart legen, mein Verhalten, meine Gedanken und Gefühle erforschen und verändern?
Ist das System (also mein Umfeld) sehr wichtig in Bezug auf meine Beschwerden?
Was sagt mir mein Bauchgefühl?
Keine Sorge, deine Entscheidung ist nicht endgültig. Bevor du eine Therapie startest, finden 2 bis 4 probatorische Sitzungen statt, in denen du deinen Therapeuten oder deine Therapeutin kennenlernen kannst. Hier kannst du auch noch einmal alle Fragen stellen und entscheiden, ob dein Gegenüber und die Therapieform das Richtige für dich sind.